Hedge-Fonds (hedge funds)

Heute Oberbegriff für weltweit operierende Risiko-Fonds, nämlich Kapitalanlagegesellschaften, die hauptsächlich durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet sind: sie bezielen ausdrücklich einen herausragenden Markterfolg. Um diesen zu erreichen, spürt man über-oder unterbewertete Vermögenstitel aller Art auf; sprich: der Fonds sucht Marktunvollkommenheiten zu entdecken und gewinnbringend auszunutzen; die Kapitalgeber sind eine eng begrenzte Zahl institutioneller Anleger (Banken, Firmen, andere Fonds) oder vermögende Privatpersonen; die Einlagen der Kapitalgeber sind in der Regel lange (bis zu drei Jahren) gebunden, was dem Fondsmanagement erlaubt, seine Strategie auf längere Zeiträume auszurichten; sie unterliegen (noch) keiner direkten Aufsicht durch Währungsbehörden und domizilieren daher mit Vorliebe in Offshore-Plätzen (= auf Steuerparadies-Inseln); sie reagieren äusserst flexibel; das Management kann in der Regel Anlage-Märkte, Instrumente und Strategien ziemlich frei wählen; die Vergütung der Manager ist weitgehend erfolgsabhängig, wobei die Manager selbst eine relativ hohe Kapitalbeteiligung halten müssen und ihr Gewinnanspruch vielfach an den Ausgleich ehevor eingefahrener Verluste gekoppelt ist; zur Steigerung der erwarteten Rendite werden oft zusätzlich auch kreditfinanzierte Mittel eingesetzt (Hebel; leverage); in manchen Fällen werden Engagements zu vier Fünfteln mit Fremdkapital finanziert und dadurch eine sehr hohe Hebelwirkung bewirkt; die Manager der Fonds üben Druck auf die in ihrem Beteiligungsbereich befindlichen Firmen aus und zwingen diese zu einer Bestleistung des (zum Zeitpunkt der Beteiligung oft untauglichen und daher unfähigen) Managements. -Die Zentralbanken betrachten die Hedge- Fonds mit Misstrauen, weil sie in aller Regel sehr schockanfällig sind, und daher bei ihnen die Gefahr der Illiquidität und Insolvenz besonders gross ist; 1998 brachte der weltweit operierende Hedge-Fonds LTCM das Weltfinanzsystem in eine Krise. Die BIZ versucht seit Jahren, die Hedge-Fonds internationalen Aufsichtsregeln zu unterstellen. Anfang 2007 waren etwa 30 Prozent des weltweit angelegten Kapitals in rund 9 200 Hedge-Fonds angelegt. Aber nur etwa 13 Prozent der Hedge-Fonds verwalteten zu dieser Zeit ein Vermögen von mehr als 500 Mio USD. Ungefähr 30 Prozent der Fonds bewegten sich zwischen 25 und 100 Mio USD. Die Schwundquote bei Hedge-Fonds weltweit wird für die Jahre 2000 bis 2006 mit 30 Prozent angegeben. -Die grössten 100 Hedge-Fonds (mithin knapp ein Prozent der Gesamtzahl) haben nach Schätzungen im Jahr 2006 zwei Drittel des durch Hedge-Fonds gesamthaft verwalteten Vermögen auf sich vereint. Siehe Aktuar, Ausschlachten, Ausserbörslich, Beaufsichtigung, indirekte, Club Deal, Convertible Arbitrage, Counterparty Risk Management Policy Group, Darlehn-gegen-Papiere-Geschäft, Deleveraging, Dominostein-Effekt, Formeln, finanzmathematische, Hedge-Fonds-Gefahren, Heuschrecken, Hudle Rate, Internationale Organisation der Wertpapier- Aufsichtsbehörden, Kreditderivate, Legal Opinion, Leverage-Theorie, Long-Short- Arbitrage, Non-performing loans, Single-Hedge-Fonds, Soros-Spekulation. Vgl. ausführlich Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom März 1999, S. 31 ff., Jahresbericht 2001 des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel, S. 9 f., Geschäftsbericht 2003 der Deutschen Bundesbank, S: 48, Jahresbericht 2003 der BaFin, S. 211 ff. (neuere Rechtsentwicklung; aufsichtsrechtliche Folgerungen), Jahresbericht 2004 der BaFin, S. 18 f. (Grundsätzliches; Verursacher systemischer Risiken), S. 145 f. (Risikomanagement bei Versicherungsunternehmen, die Anteile von Hedge-Fonds halten), S. 182 ff. (Fragen der aufsichtrechtlichen Zulassung), Jahresbericht 2005 der BaFin, S. 152 (Risiken, die von Hedge-Fonds ausgehen), Jahresbericht 2006 der BaFin, S. 159 f. (Aufsichtsbesuche; Sonderprüfungen), S. 171 f. (aufgedeckte Fälle von Marktmissbrauch) sowie den jeweiligen Jahresbericht der BaFin (Rubrik "Hedgefonds"), Monatsbericht der EZB vom Januar 2006, S. 71 ff. (breite, lehrbuchmässige Darstellung; wertvolle Übersichten).

© Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen

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